DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
06.–23.10.2016

Black Sun

“...This is the first time I have ever written in the dark ... not knowing whether I am indeed forming letters.” – Diderot

An einem Abend im Jahr 1978 betritt der französische Maler Hugues de Montalembert seine New Yorker Wohnung und sieht sich dort mit zwei Einbrechern konfrontiert. Es kommt zu einem Kampf, währenddessen einer der Männer de Montalembert ein Lösungsmittel ins Gesicht schüttet. Zwar vertreiben die Schreie des Malers die Einbrecher, der Effekt der basischen Flüssigkeit jedoch ist unmittelbar. De Montalembert fühlt sein Augenlicht schwinden, am nächsten Morgen ist er blind. Mit unfassbarer Zähigkeit und bewundernswertem Mut begegnet der Künstler dieser dramatischen Situation; bereits zwei Jahre später reist er alleine nach Bali, viele Reisen werden folgen. Und er beginnt zu schreiben; er schreibt mit der Hand, ohne zu wissen, ob der Stift auf dem Papier Spuren hinterlässt.

Black Sun erzählt diese ungewöhnliche Geschichte. Der Film gleicht einer Entdeckungsreise: Was passiert, wenn ein Maler erblindet? De Montalemberts visuell geprägtes Gehirn reagiert auf die Dunkelheit mit einem Reichtum an Bildern, als würde eine geheime Macht die Möglichkeiten seines Sehens neu anordnen. Filmemacher Gary Tarn fügt der poetisch erzählenden Stimme de Montalemberts seine eigene Version dieses Geschehens hinzu. In einer filmischen Tour de Force entsteht eine audio-visuelle Landschaft, in der traumgleiche und alltägliche Bilder so gleichwertig nebeneinander stehen wie die realen Erinnerungen und Imaginationen im Kopf des Künstlers. Und so bestätigt dieser visuell faszinierende Essayfilm de Montalemberts Worte: „A painter sees beyond seeing ... He creates vision.“

(ab)

Gary Tarn

Der in London geborene Filmemacher und Komponist Gary Tarn lernte die Musik Indonesiens, Afrikas und Indiens auf seinen zahlreichen Reisen kennen und lieben. Seine Faszination mit diesen Musikrichtungen veranlasste ihn dazu, sie zusammen mit den Werken europäischer Orchesterkomponisten zu studieren. Seine Leidenschaft für den Film führte ihn schließlich an eine Karriere als Medienkomponist heran, und von dort war es gewissermaßen eine natürliche Entwicklung hin zu eigenen Filmprojekten. Im Jahr 2000 begann er mit einer klassischen 16-mm-Kamera aus den 70er Jahren, an seinem essayistischen Debüt-Film Black Sun zu arbeiten, der ihn in die USA, nach Island und Indien führte. Der auf Interviews mit dem blinden Schriftsteller Hugues de Montalembert basierende Film wurde 2005 veröffentlicht und erhielt zahlreiche internationale Preise sowie eine BAFTA-Nominierung. Tarns zweiter Film, The Prophet, der auf der Romanvorlage von Kahlil Gibran basiert und von der britischen Schauspielerin Thandie Newton begleitend erzählt wird, kam 2012 heraus.