Apolonia, Apolonia
Eigentlich wollte Lea Glob „nur“ einen Film über die junge Künstlerin Apolonia Sokol drehen, die in einer Künstlerkommune in einem Pariser Untergrundtheater aufwuchs. Ihr Projekt wuchs und wurde zu einem intensiven filmischen Gespräch zwischen den Künstlerinnen, das sich über 13 Jahre hinweg entwickelte. In dieser Zeit passierte und veränderte sich viel auf beiden Seiten: Erfolge und Scheitern, Verluste und Neuanfänge. Die dänische Filmemacherin zeichnet in ihrer intimen Langzeitstudie all dies mit viel Einfühlungsvermögen und nicht nachlassender Neugierde nach. Dank der couragierten Bearbeitung des umfangreichen Materials (gemeinsam mit dem Filmeditor Andreas Bøggild Monies), könnte man durchaus von einem Doppelporträt sprechen. Aber es gibt noch eine dritte wichtige Figur im Film: Apolonias Freundin Oksana, Künstlerin und Mitbegründerin der feministischen Aktionsgruppe Femen. Alle drei sind auf der Suche nach ihrer künstlerischen Identität und einer Verbindung zwischen Kunst und Leben. Die Hauptfigur im Film bleibt Apolonia, eine Rolle, mit der sie hervorragend zurecht kommt; ironisch, mitfühlend, schwierig, charismatisch und manchmal wunderbar durchgeknallt. Für die junge Malerin gibt es keinen Unterschied zwischen ihrer Identität und ihrer künstlerischen Arbeit und sie weiß diese Haltung gegen viele Widerstände, selbst ihre eigenen, durchzusetzen. Lea Glob bindet Fragen nach ihrer Integrität als Filmemacherin in ihren Film ein, sie ist sich klar, dass auch sie in Gefahr ist, Klischees zu reproduzieren, dass sie Realität nicht nur abbildet, sondern auch kreiert. Zum Glück hat sie das nicht davon abgehalten, Apolonias Geschichte in einem Film zu erzählen, den man mehr als einmal sehen will.
Lea Glob
Lea Glob erwarb 2011 ihren Abschluss als Regisseurin an der Nationalen Filmschule Dänemarks mit dem Kurzfilm "Meeting my Fatherkasper Tophat", der von ihrer unfreiwilligen Reise in eine Geschichte ihrer eigenen Herkunft handelt. Zusammen mit Petra Costa führte Glob bei "Olmo & the Seagull" (2014) Regie. Der Film wurde in Locarno uraufgeführt, wo er den Young Jury Prize gewann. 2016 drehte Glob zusammen mit Mette Carla Albrechtsen den Dokumentarfilm "Venus" über weibliche Perspektiven auf Sexualität. In dem Versuch, eine neue Sprache zu finden und den weiblichen Körper zurückzufordern, stellte der Film einen Moment des Austauschs über Sexualität und Identität dar. "Apolonia, Apolonia" gewann den Hauptpreis im Wettbewerb bei der IDFA, den Publikumspreis beim IndieLisboa IIFF und wurde in die Auswahl für den Europäischen Filmpreis aufgenommen.
Über eine Zeitspanne von 13 Jahren verfolgte Glob die Geschichte von Apolonia Sokol und schuf eine Art doppelseitiges Porträt der Künstlerin als junge Frau. "Apolonia, Apolonia" ist Globs erstes Soloprojekt als Regisseurin.