Inside My Heart

Saskia Boddeke erarbeitet mit dem bekannten niederländischen Kamak Theater, einem Ensemble von professionellen SchauspielerInnen mit geistiger Beeinträchtigung, eine Filmversion des Stückes „Furia“ (Oscar Wagenmans), ein oppulentes, barockes Kostümdrama über Wut, Mord, Verschwörung, Begierde und Erotik. Wir erleben die Mitglieder des Ensembles auf der Bühne, bei Proben und in persönlichen Momenten. Die Dreharbeiten sind eine neue, besonders aufregende Erfahrung für die DarstellerInnen. Boddeke nutzt den Reichtum filmischer Möglichkeiten, um Fiktion und Realität, Spiel- und Dokumentarfilm voneinander getrennt zu halten. Die Bühne ist der Ort von Imagination und der Film betont dies durch intensive Farben, an Caravaggio erinnernde Lichtverhältnisse und die opernhaften, tableauartigen Bilder, die wie aus einem Gemälde gefallen erscheinen. Bei Proben, hinter der Bühne und im Gespräch mit den SchauspielerInnen befinden wir uns dagegen im Hier und Jetzt. Doch wird diese Grenze zwischen Spiel und Realität wiederholt durchlässig. Wiederholt verirren sich die Emotionen der DarstellerInnen zwischen Fiktion und Realität, woraufhin sie sich auf berührende Weise einander dabei unterstützen, die Grenze zwischen Spiel und Leben erneut zu etablieren. Mit ihrer sensiblen Kinematographie greifen Reinout Steenhuizen und Ruzbeh Babol diese Durchlässigkeit auf, ohne sie dabei zum Hauptthema zu erheben. Saskia Boddekes Film handelt von der Freiheit, die man in der Vorstellungskraft finden kann - zugleich ist er eine Nahaufnahme menschlicher Emotionen. Es ist der Direktheit und Darstellungskraft der SchauspielerInnen des Kamak Theaters zu verdanken, wenn man als Zuschauer das Kino mit jeder Menge Stoff zur Selbstreflexion verlässt.