DOKUARTS
Zeughauskino Berlin
4.-21. Oktober 2018
Bergman - A Year in a Life
Anlässlich des 100. Geburtstags von Ingmar Bergman nimmt Jane Magnusson in ihrem zweiten Dokumentarfilm über den schwedischen Regisseur ein besonderes Jahr, das Jahr 1957, in den Fokus. Es ist ein äußerst arbeitsames Jahr, in dem Bergman zunächst Das siebente Siegel herausbringt und dann, über den Sommer hinweg, zwei weitere Filmklassiker, Wilde Erdbeeren und Nahe dem Leben produziert. Daneben bringt er am Malmöer Stadttheater die unvergesslichen Produktionen von Ibsens Peer Gynt und Molieres Der Menschenfeind auf die Bühne.
Magnusson zeigt diese strapaziöse Herkulesarbeit in allem wünschenswerten Detail. Zugleich nimmt sie sich die Freiheit, zurück und vorwärts zu blenden, um auf diese Weise ein nuanciertes Portrait des Regisseurs zu schaffen. Dabei betrachtet sie auch die problematischen Seiten in Bergmans Biographie mit bewundernswerter Aufrichtigkeit: seine stark rechtsorientierten politischen Ansichten, seine Neigung, ohne zu zögern nach seinem Gutdünken Fakten zu erfinden, sein problematisches Verhältnis zu Frauen und schließlich die manchmal verstörend rachsüchtige Haltung gegenüber Kollegen und Rivalen, die sich auf der Höhe seines Ruhm zu manifestieren begann.
Und dennoch ist Bergman – A Year in a Life weder unausgewogen noch polemisch. Im Gegenteil, Bergmans enorme künstlerische Leistung wird anerkannt und von der Filmemacherin in einen angemessenen Kontext gestellt. Magnusson zeigt auch, dass Bergman eine warme und liebenswürdige Seite hatte und macht in der Tiefe seiner Seele eine große Einsamkeit aus. Die Erkundung dieser Gegensätze ist faszinierend und regt zum Nachdenken an. Der Filmemacherin ist damit der wohl nuancierteste Dokumentarfilm über den Meister des skandinavischen Kinos geglückt.
(mlf)
Jane Magnusson
Jane Magnusson, geboren 1968, ist eine preisgekrönte schwedische Regisseurin und Journalistin. Sie hat einen Bachelor of Arts der Brown University. Zusätzlich zu ihrer Arbeit als Drehbuchautorin und Regisseurin schreib sie Kritiken für schwedische Filme. Sie verfasste das Drehbuch für den Spielfilm The Swimsuit Issue (2008) und führte Regie bei der Dokumentation Ebbe: The Movie (2009), die den Preis für die beste Dokumentation bei den schwedischen Guldbagge Awards gewann. 2012 drehte sie zusammen mit Hynek Pallas die Fernseh-Dokumentarfilmreihe Bergman’s Video, aus der der Dokumentarfilm Trespassing Bergman (2013) entstand, der beim International Filmfestival von Venedig und bei DOKUARTS in Berlin gezeigt wurde. Ihr Kurzfilm Vox Lipoma (2018) lief im offiziellen Kurzfilmwettbewerb des Sundance Filmfestivals.