DOKUARTS
Zeughauskino Berlin
4.-21. Oktober 2018

Raoul Ruiz, contre l'ignorance fiction!

Der Chilene Raoul Ruiz, der den größten Teil seines Lebens im französischen Exil verbrachte, genießt bei vielen Cineasten einen legendären Ruf. Und dies, obwohl er erst in vorgerücktem Alter große Produktionen realisieren konnte, so wie die Verfilmung von Prousts „Suche nach der verlorenen Zeit“ mit Catherine Deneuve und John Malkovich. Es ist der große Verdienst der chilenischen Dokumentarfilmerin Alejandra Rojo, das breite Œuvre des Kinopoeten und Wanderers zwischen Lateinamerika und Europa, dessen Filme sich jeglichen Kategorisierungen und Formatierungen hartnäckig entziehen, zugänglich zu machen.

In geschickt montierten Filmausschnitten aus dem facettenreichen Werk Ruiz’ entfaltet Rojo zunächst seine Biografie und findet in ihr eine Quelle von wiederkehrenden Motiven seiner surreal grundierten Filme. Dann taucht der Film in die faszinierende intellektuelle Welt von Raoul Ruiz ein. Leidenschaftlich an Philosophie und Naturwissenschaft interessiert, verfolgte Ruiz mit seinen Filmen das hoch gesteckte Ziel, ein Kino des genuin visuellen Denkens zu schaffen. Aus seinen Reflexionen über das Exil als Grundkonstante der Globalisierung und seinen unter anderem an Wittgenstein und Gödel geschulten Überlegungen über die Geheimnisse der nicht-linearen Zeit im Kino arbeitet Rojos Film seine ästhetische Haltung heraus: Ruiz beschwört die Kraft der Kinobilder als ein Mittel gegen die Konfektionierung des Fiktionalen.

(sh)

Alejandra Rojo

Alejandra Rojo wurde in Buenos Aires geboren und wuchs ab dem Alter von elf Jahren in Paris auf. Sie studierte Film and der Universität von Paris und Dokumentarfilm an der Ateliers Varan Schule. Daraufhin führte sie Regie bei zahlreichen Dokumentationen für das französische und belgische Fernsehen, ebenso wie einige Spielfilme kurzer und mittlerer Länge, die in Kinos und im Fernsehen gezeigt wurden. Ihre Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und auf einer Vielzahl von Festivals gezeigt. Für einige Jahre unterrichtete sie Regie und Drehbuch an der Universität Saint Denis. Ihre Werke umfassen unter anderem Deux soeurs/Two Sisters (1989, Do-kumentar-Kurzfilm), Non-lieux/Non-Places (1990, Dokumentarfilm), Une nouvelle douceur/A new Softness (1996, Kurfilm), Soins & Beauté/Beauty Care (1999, Kurzfilm), L’idiote dans la chambre/The Fool in the Room (2002, Kurzfilm) und Raoul Ruiz, contre l’ignorance ficition!/Raoul Ruiz, Against Ignorance Fiction! (2016).