DOKUARTS
Zeughauskino Berlin
4.-21. Oktober 2018

Impulso

Im Flamenco, sagt man, sind Gefühl und Leidenschaft wichtiger als Technik. Und doch unterliegen Musik und Tanz strengen rhythmischen Konventionen. Es ist deshalb alles andere als leicht, ein meist anspruchsvolles Publikum mit Neuerungen zu begeistern. Die Spanierin Rocío Molina gehört zu den wenigen herausragenden Tänzerinnen, die dennoch nach neuen Wegen suchen. Mit ihrer Öffnung hin zur Improvisation verlangt sie sich und ihren Musikern Außerordentliches ab.

Emilio Belmontes Film lässt die ungeheure Konzentration spüren, mit der diese Ausnahmekünstlerin arbeitet. Jeder ihrer fesselnden Auftritte ist eine Suche, die ein hohes Maß an Offenheit, Präzision, Kraft und Mut verlangt. Belmonte fängt diese intensive Arbeit in all ihren Facetten ein. Dank der sensiblen, dem Flamencorhythmus angepassten Bearbeitung gelingt es ihm, in seinem Film die Direktheit eines faszinierenden Tanzerlebnisses aufrechtzuerhalten.

Belmontes Portrait, das auch der hervorragenden Musik viel Raum lässt, feiert die Sinnlichkeit von Molinas grenzüberschreitender Kunst und erkundet zugleich ihre tieferen Schichten. Dass diese nicht in einfacher Zurückweisung der Tradition, sondern mit Bezug auf sie entsteht, wird in einem bewegenden Auftritt mit der Flamenco-Legende La Chana deutlich. Belmontes Film zeigt, dass nur eine große Künstlerin wie Rocío Molina mit einer Tradition brechen und sie zugleich durch ihre radikale Veränderung neu entstehen lassen kann.

(ab)

Emilio Belmonte

Emilio Belmonte is ein spanischer Filmemacher und Gedichtautor. Nachdem er Ingenieurswissenschaften und Literatur an der Universität von Valencia studierte, zog er 1999 nach Frankreich, wo er begann, Dokumentarfilme zu drehen. Impulso ist seine erste lange Dokumentation und eine Besinnung auf seine andalusischen Wurzeln.