DOKUARTS
Zeughauskino Berlin
4.-21. Oktober 2018

HAL

Für den amerikanischen Independent-Film waren die 1970er ein fruchtbares Jahrzehnt. Die damaligen Leistungen von Regietitanen wie Coppola, Scorsese und Spielberg sind wohlbekannt, aber auch an etwas weniger bekannten Talenten war die Zeit erstaunlich reich. Kaum einer dieser Regisseure war dabei näher am Zeitgeist als der Ex-Editor Hal Ashby. Seine im Laufe von neun Jahren entstandenen sieben Filme können als getreues Portrait dieser bewegten Dekade gelesen werden.

HAL führt uns von Ashbys aussichtsloser Kindheit im mormonischen Utah, wo er mit 12 Jahren den Suizid des Vaters erlebt, nach Kalifornien. Dort wendet sich sein Schicksal, als der kanadische Regisseur Norman Jewison ihn als Filmeditor engagiert. Von Beginn an ist die Zusammenarbeit von Ashbys immensem Können und seiner Gewissenhaftigkeit (er verbringt Tage und Nächte im Schneideraum) ebenso geprägt wie von seiner extrem antiautoritären Haltung. Sein außergewöhnlicher Charakter bleibt sowohl im clownesken Surrealismus schwarzhumoriger Geschichten wie Harold and Maude und Being There als auch in den naturalistischeren Filmen wie The Last Detail, Bound for Glory und Coming Home spürbar.

Der Film zeigt den Regisseur als einen warmherzigen, beliebten Menschen. Doch machte ihn vielleicht gerade sein Idealismus für andere gesellschaftliche Kräfte angreifbar; die marktorientierten 1980er – die „Reagan-Jahre“ – brachten ihm kein Glück. 1988 starb Hal Ashby mit nur 59 Jahren an Krebs. Amy Scott dokumentiert seine letzten Jahre mit derselben Sympathie und Intelligenz, die diesen einfühlsamen, überzeugenden Film insgesamt durchzieht.

(mlf)

Amy E. Scott

Amy E. Scott ist Regisseurin, Editorin und Produzentin in Los Angeles. Seit über 15 Jahren macht sie Filme, Werbung, Musikvideos und Kurfilme. Sie studierte Film und Video Studies and der University of Oklahoma bevor sie nach Chicago zog. Ich Chicago arbeitete sie als Medienproduzentin für die University of Chicago, als Dokumentarfilm-Ausbilderin, als leitende digitale Archivarin für Studs Terkel am Chicago History Museum und als Editorin/Music Supervisor für die Kindling Group. Ihre Arbeiten haben Premieren beim Sundance Festival, SXSW, TIFF, HotDocs und Fra-meline gefeiert und wurden im Sundance Channel, IFC, PBS, HBO und Logo ausgestrahlt. Zuletzt hatte ihr Debut als Regisseurin, HAL, 2018 beim Sundance Festival Premiere.