DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
19.09.–14.10.2012

Limite

Die Geschichte des experimentellen Stummfilms Limite ist zwar mit wenigen Worten erzählt – drei Schiffbrüchige treiben in einem kleinen Boot auf dem Meer und erzählen sich ihre Lebens- und Fluchtgeschichten –, doch hat kein anderer brasilianischer Film die nachfolgenden Künstlergenerationen stärker inspiriert. „Dann kam die Offenbarung von Limite, des ersten und einzigen Films des 21-jährigen Regisseurs Mário Peixoto. Dies war ein Film von transzendentaler Poesie und unendlicher Einbildungskraft. Und wieder war ich geschockt, nicht nur wegen des Films, der 1931 entstand und für viele Jahre vergessen war, mehr noch von der Evidenz, die er in sich trug, von unserer kreativen Vielfalt.“ (Walter Salles) „Am Ende der Stummfilmära glaubten wir daran, mehr und besser sehen zu können. Wie Dziga Vertov in seinem Film Kino-Eye von 1924 sagte: Das Kino eröffnet die Möglichkeit, das Unsichtbare sichtbar zu machen oder Licht ins Dunkel zu bringen, ohne Grenzen und Distanzen zu sehen. Aber dann zeigte uns Peixoto, dass uns das Kino in Wahrheit weniger sehen lässt und unklarer, und dass seine Stärke genau in dieser unvollständigen Sehweise liegt.“ (José Carlos Avellar)
DOKU.ARTS zeigt Limite erstmals in der neu rekonstruierten Fassung, die im Auftrag der World Cinema Foundation in der Cineteca di Bologna entstand. Besonderer Dank an Doug Laible und Andrea Meneghelli.

Mário Peixoto

Der brasilianische Filmemacher Mário Peixoto (* 1908) studierte im Hopedene College, in Willington (Sussex). 1928 war er einer der Mitbegründer des Chaplin Clubs in Brasilien, in dem die Ästhetik des Kinos debattiert wurde. Bei seinem Englandbesuch im Jahr 1929 ließ er sich von der Fotografie und Filmkunst inspirieren und schrieb das Drehbuch zu Limite. Am 17. Mai 1931 feierte Limite Premiere im Cinema Capitólio in Rio de Janeiro, stellte sich jedoch später als ein finanzieller Misserfolg heraus. Onde a terra acaba, sein zweites Filmprojekt mit Carmen Santos, scheiterte trotz mehrerer Anläufe, wodurch Limite Peixotos einziges vollendetes Filmprojekt blieb. 1988 ehrte die Cinemateca Brasileira Limite mit der Auszeichnung zum Besten Brasilianischen Film. Im gleichen Jahr erhielt Peixoto finanzielle Förderung vom Staat zur Vollendung seiner Werke, wobei ihm Walter Salles ab 1991 unterstützte, weil Peixoto krank wurde und mit einer finanziellen Notlage zu kämpfen hatte. Peixoto starb am 2. Februar 1992 in Rio de Janeiro; daraufhin gründete Salles das Mário Peixoto Archiv.