DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
19.09.–14.10.2012
Patience (After Sebald)
Der in England lebende deutsche Schriftsteller W. G. (Max) Sebald war in den 1990er Jahren eine der bedeutendsten literarischen Persönlichkeiten Europas. Seine auf Deutsch verfassten und glänzend von Michael Hulse und Anthea Bell ins Englische übertragenen Romane erkunden die tragische jüngere Geschichte des Kontinents in einem völlig neuartigen Tonfall – elegant, meditativ und voller fremdartiger Anspielungen. Sebalds Buch Die Ringe des Saturn (1995, Untertitel: Eine englische Wallfahrt) beschreibt in halbfiktionaler Form einen langen einsamen Spaziergang entlang der englischen Ostküste in der Grafschaft Suffolk. Von hier aus starteten im Zweiten Weltkrieg Flotten von Kampfflugzeugen zum Angriff auf Deutschland. Grant Gees faszinierender, vorwiegend in Schwarz-Weiß gedrehter Film folgt Sebalds Wanderroute: Er hält an den Orten inne, an denen Sebald pausierte, und begegnet den Menschen, auf die auch Sebald traf. Die Kamera fängt die karge Schönheit der öden Landschaft Suffolks ein und lässt mehrere wortgewandte Kollegen – Dichter, Schriftsteller, Künstler, Akademiker – zu Wort kommen, die sich in ihrer Arbeit auf den Autor beziehen. Sebalds tragischer Tod bei einem Autounfall 2001 und seine eingespielten Stimmaufnahmen verleihen dem Film einen elegischen Ton – eine faszinierende Hommage an Sebalds Werk.
Grant Gee
Grant Gee ist seit 1990 im Filmbereich tätig und lebt in Brighton. Bekannt wurde er durch seine Musikdokumentarfilme, für die er zweimal für den Grammy nominiert war: für Meeting People Is Easy (über Radiohead, 2000) und Demon Days (über Gorillaz, 2006). Für seinen Spielfilm Joy Division (2007) wurde er u. a. mit dem Grierson Award ausgezeichnet. Er filmte und führte außerdem Regie bei mehreren kurzen Kunstfilmen, darunter City Symphony, 400 Anarchists, Mr. Fred Zentner’s und The Western Lands, letzterer über den Bergsteiger und Schriftsteller Jim Perrin und seinen Aufstieg auf den Old Man of Hoy. Für den dokumentarischen Spielfilm Scott Walker: 30 Century Man filmte und montierte Gee auch Grafikanimationen.