DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
19.09.–14.10.2012

Without Gorky

Suizide sind für die Angehörigen oft nicht nachvollziehbar. Als sich der amerikanische Maler Arshile Gorky, einer der Väter des Abstrakten Expressionismus, 1948 im Alter von 46 Jahren erhängte, taten sich Kluften auf, die bis heute den engen Familienkreis prägen. Wer könnte es seiner viel jüngeren Frau Mougouch vorwerfen, dass sie sich möglichst rasch von der Tragödie distanzieren wollte? Und dennoch können ihr die beiden mittlerweile erwachsenen Töchter Maro und Natasha nicht ohne Weiteres vergeben. 60 Jahre nach dem Selbstmord setzt sich die Enkelin des Malers armenischer Abstammung, Cosima Spender, wieder mit dem Trauma auseinander, in der Absicht, es endgültig bearbeiten zu können. Sie begibt sich in ihrem melancholisch schönen Film Without Gorky mit den zwei Töchtern Gorkys auf Entdeckungsreise, die vom eleganten Reihenhaus in Manhattan bis zur Küste des Van Sees unweit der armenischen Grenze der Türkei führt. Während auf dem Weg familiäre Seelengeheimnisse offengelegt werden, demonstriert Without Gorky beinahe beiläufig, dass Dokumentarfilme auf eine einzigartige Art und Weise neue Interpretationen künstlerischer Werke erschließen können.

Cosima Spender

Cosima Spender wurde in Italien geboren und wuchs dort in einer englischen Künstlerfamilie auf, bevor sie mit 14 Jahren nach England zog. Mit einem Studium in Anthropologie und Geschichte von der School of Oriental and African Studies und der University of London fundierte sie ihr Interesse an lokalen Identitäten und ethnischen Traditionen in Afrika, Asien und Europa. Ihre Leidenschaft für Fotografie und Reisen führte Spender zu einem Masterstudiengang in Dokumentarfilmregie an der National Film and Television School in England; seither reist sie als Regisseurin und Kamerafrau durch die Welt. Abgesehen von Without Gorky drehte sie The Importance of Being Elegant und Dolce Vita Africana.